Internationale Führung beim Process Model Matching verteidigt

Die Modellierung betrieblicher Abläufe spielt für die Dokumentation, Kommunikation, Verbesserung, und für das Management von Geschäftsprozessen (engl. Business Process Management, kurz: BPM) eine zentrale Rolle für Unternehmen aller Art. Durch neue und zunehmend automatisierte Erhebungsmethoden, wie beispielsweise dem Process Mining, nimmt die Anzahl der dokumentierten Prozesse immer schneller zu. Prozesssammlungen von Unternehmen erreichen dabei leicht einen Umfang von tausenden bis zehntausenden Einzelmodellen, dessen Handhabung selbst mit etablierten Modellierungs- und Geschäftsprozessmanagementwerkzeugen höchst problematisch, sowie kosten- und ressourcenintensiv ist. Unternehmen fällt es deshalb zunehmend schwer auf Prozessänderungen flexibel zu reagieren und mögliche Seiteneffekte adäquat zu berücksichtigen.

Ein wichtiger Ansatzpunkt, um dieser Herausforderung zu begegnen, ist die Entwicklung automatisierter Verfahren zur Identifizierung von Korrespondenzen zwischen einzelnen Prozessmodellen (siehe Abbildung). Besonders herausfordernd sind dabei u. a. durch folgende Aspekte [1]:

  • Typen von Äquivalenzrelationen: z. B. Handlungs- oder Zieläquivalenz, Analogie, inhaltliche Übereinstimmung
  • Kardinalität von Knotenkorrespondenzen: 1:1, 1:N, N:M
  • Typenkonflikte: Freiheitsgrade in der Modellierung können zu Typenkonflikten in Korrespondenzbeziehungen führen

Process Model Matching Example

Die Kenntnis dieser Korrespondenzen ermöglicht eine Vielzahl neuer Szenarien für die Analyse und kontinuierliche Verbesserung von Geschäftsprozessen. Beispiele dafür sind die induktive Entwicklung von Referenzprozessen, Unterstützung bei der Umsetzung rechtlicher Regulationen oder auch die Standardisierung unternehmensinterner Abläufe. Gleichzeitig ist dieses Wissen essentiell für die flexible Reaktion auf externe oder interne Einflüsse, da erst hierdurch die Tragweite dieser Einflüsse zuverlässig eingeschätzt werden kann.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Process Model Matching Contest mit der Analyse existierender Verfahren zur automatischen Identifizierung dieser Korrespondenzen und insbesondere mit der Beurteilung ihre Leistungsfähigkeit in der praktischen Anwendung. Nachdem mein Team und ich mit dem Algorithmus RefMod-Mine/NSCM im ersten Contest 2013 in Peking [2] mit dem Outstanding Matcher Award ausgezeichnet wurden, folgte nun der zweite Contest im Rahmen der BPM 2015 in Innsbruck [3]. Wichtige Neuerung waren die qualitative Überarbeitung der bisherigen Evaluationsdatensätze als auch die Einführung neuer Datensätze aus dem SAP-Umfeld. Mit 12 eingereichten Verfahren war die Beteiligung fast doppelt so hoch wie zuvor. Es zeigte sich, dass die Algorithmen RefMod-Mine/NHCM (Weiterentwicklung des RefMod-Mine/NSCM) und OPBOT (Universität Leipzig) durch ihre durchgängig guten Evaluationswerte besonders hervorstachen. Insgesamt erzielte jedoch der NHCM-Algorithmus die besten Ergebnisse über alle Domänen hinweg und konnte sich damit erneut gegen die Konkurrenz durchsetzen. Damit konnte die international führende Stellung im Rahmen des Business Process Model Matching gesichert werden.

Eine aktuelle Arbeitsversion des Algorithmus ist übrigens offiziell über das Internet im RMMaas (RefMod-Miner as a Service) verfügbar, ebenso der Quellcode auf GitHub.

Weiterführende Informationen

Zugehörige Veröffentlichungen

  1. Thaler, T., et al., Evaluating the Evaluation of Process Matching Techniques, in Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2014 (MKWI), D. Kundisch, L. Suhl, and L. Beckmann, Editors. 2014, GITO-Verlag: Paderborn. p. 1600-1612.
  2. Cayoglu, U., et al., The Process Model Matching Contest 2013, in 4th International Workshop on Process Model Collections: Management and Reuse (PMC-MR’13) 2013.
  3. Antunes, G., et al., The Process Model Matching Contest 2015, in Enterprise Modelling and Information Systems Architectures, tba, Editor 2015, Gesellschaft für Informatik: Bonn. p. 127-155.
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